Manche Frechener mögen Theo Becker, zu seiner aktiven Zeit als Wachführer, für einen der ihren gehalten haben. Der „Nubbelvater“ der Prinzengarde ist allerdings am 1. Dezember 1940 in Köln geboren und in der Kirche Groß St. Martin getauft worden. Ein kurzes Interview über seinen Werdegang im Corps, zum 70. Geburtstag im Sessionsbuch 2010/11 veröffentlicht, führte Michael Offizier.

Wie bist du überhaupt zur Prinzengarde Frechen gekommen?

Im Jahr 1982 hatte ich einen Herzinfarkt und habe Arbeit und Firma aufgegeben. Mein Freund und Hausarzt Dr. Milan Gencic hat mich mal mit nach Frechen zur Prinzenvorstellung im alten Schützenhaus mitgenommen. Und irgendwann stand fest: „Der ist jetzt reif, den könnt ihr nehmen für den Senat.“ So bin ich im Zug mitgegangen und wurde 1984 Senator. Im Jubiläumsjahr 1985 wurde ich als Mitglied aufgenommen und in den Vorstand berufen. Dann ging es los als Wachführer. Ich lernte viele Menschen in Frechen kennen. Der Verein wurde immer größer, die Mannschaft wurde immer größer. Wir waren nachher 40 Mann auf der Bühne. Somit beschränkte das Festkomitee die Zahl auf 20.

Wie war das Verhältnis zu den anderen Vereinen?

Es bestand immer eine Rivalität zwischen verschiedenen Vereinen. Die Präsidenten haben sich ein bisschen gekebbelt, aber wir im Fußvolk hatten einen guten Kontakt. Man traf sich gemeinsam vor den Auftritten. So wurde die Stimmung immer besser.

Wie hält man den Laden als Wachführer zusammen?

Man muss der Erste und der Letzte sein. Egal wann die Aufzüge anfangen. Man muss die Kameradschaft pflegen. Wenn wir unterwegs waren in den Gaststätten, gab zuvor mal der oder der eine Runde. Was sich manche finanziell nicht leisten konnten und so kamen Fragen auf: Warum gibt der nichts? Dann hab ich eine Gemeinschaftskasse eingeführt. Alles wurde auf einen Deckel geschrieben. Das Geld kam hauptsächlich beim Corpsappell und durch Spenden zusammen. Bei Bedarf sprang ich für den Rest ein.

Was hast du noch eingeführt?

Dass auf der Bühne nicht mehr getrunken wurde. Nach dem Auftritt hat man dafür genug Zeit. Aber auf der Bühne sieht das schlimm aus. Man hat keine Hände frei, kann nicht richtig klatschen und sich nicht frei bewegen.

Wie kam der Name Attacken Theo zustande?

Für die Aufzüge kam mir folgende Idee. Der Prinzenführer rief immer „Einmarsch“, aber die Jungs standen vor dem Saal irgendwo in den Ecken verstreut. Früher habe ich in einer Kapelle, die Cologne Dixieland Steamers, Musik gemacht. Da habe ich an der Trompete mein Taschengeld verdient.

Vor dem Auftritt der Garde nahm ich also ein kleines Jagdhorn und habe zur Attacke geblasen. Wie in den alten Wildwest-Filmen. Dann wussten alle – auch die anderen Vereine: Aufzug!

Wer die Prinzengarde in der Öffentlichkeit erlebt, hört immer noch den Ruf „Attacke“, wenn dein Nachfolger eine Runde freigibt?

Das kam noch dazu. Keiner durfte am Glas trinken, bevor wir uns für eine Einladung oder das Fässchen bedankt haben. Dann hab ich geblasen und bei Attacke durften alle trinken. Seither wird bei diesen Gelegenheiten auch noch Attacke gerufen.

Wie bist du zum „Nubbelvater“ geworden?

Montags machten wir noch ein paar Besuche bei Grün-Weiß oder Privatleuten. Aber Karnevalsdienstag war in Frechen tote Hose. Das empfand ich immer als unangenehmen Ausklang. Dienstags ging ich mit einem Teil der Prinzengarde beim Zug in Junkersdorf mit. Abends sah ich mir in der Kölner Altstadt die Nubbelverbrennung am Gürzenich an. Und da fiel mir ein, dass das was für Frechen wäre.

Weil ich nicht wusste, wie man so einen Nubbel herstellt, hat meine Frau den Ersten gemacht. Der wurde an Weiberfastnacht im Schützenhaus vorgestellt und dann am Dienstag auf der Wiese vor dem Schützenhaus verbrannt. Viele kamen und freuten sich. Und mit den Jahren wurden es immer mehr. Die anderen Vereine kamen dazu, wir zogen in den Stadtsaal, die besten Zuggruppen wurden vom Festkomitee prämiert. Unser Regimentspfarrer Achim Knopp spendete dann das Aschenkreuz. Bis es eine eigenständige Veranstaltung wurde.

Der Nubbel aus dem Golfkriegsjahr 1991 wurde ja erst im folgenden Jahr verbrannt. Gibt es noch andere einmalige Begebenheiten?

Der Nubbel wird immer nach oben auf die Bühne getragen und hingelegt. In der Zeit, wo wir getanzt und die Nubbelrede gehalten haben, hat sich einmal Jürgen Wukasch die gleichen Kleider angezogen. Dann wurde die Puppe ausgetauscht und plötzlich stand der „Nubbel“ wieder auf, um wieder mit uns zu feiern. Vor dem Raustragen haben wir wieder gewechselt und den Nubbel verbrannt. Dann fingen die Kinder an zu weinen: „Der lebt doch noch, der lebt doch noch!“ Das dürfen wir so nie wieder machen.

Bist du immer noch an der Herstellung des Nubbel beteiligt?

Ich habe den früher selber gebaut, heute besorge ich die Einzelteile. Hosen, Hemden, Masken. Jürgen Wukasch baut ihn jetzt zusammen.

Kommen wir zu „Theos Bohnensuppe“…

Im Jahr 1985 hatte ich bei Prinz Heinz Wallraf das erste Mal die Idee, den Prinzen und die Wache in mein früheres Haus einzuladen. Eine Woche vorher wurde ein Sud aus Knoblauch, Zwiebeln und Gewürzen angesetzt. Später kamen die Bohnen dazu. Die Bohnensuppe war eine reine Herrensache. Nur meine Frau und eine Hilfe waren dabei. Meistens war das an einem Samstag und danach sind wir noch in die Säle eingezogen – mit einer Riesenknoblauchfahne.

Da war nichts mehr mit „Bützen“?

Rechts und links gingen die Leute weg. Wenn man ein bisschen schwitzt, duftet das aus allen Poren. Nach dem Tod meiner Frau fand die Tradition leider ein Ende. Als Ersatz gab es Theos Schellacknachmittag. Ich habe rund 400 Schellackschallplatten, mit denen wir ein Wunschkonzert machten.

Gab es mal einen Lieblingsprinzen? Vielleicht der Erste, den du begleitet hast oder eine bestimmte Person aus der Garde?

Nein. Manche Prinzen aus anderen Vereinen hatten Angst, ob das mit uns klappt. Aber unser Motto lautet: Wir begleiten jeden Prinzen durch Frechen, um ihn im besten Rahmen darzustellen.

Wolltest du mal Prinz in Frechen werden?

Für Frechen soll eine bekannte Persönlichkeit oder ein Geschäftsmann aus der Stadt Prinz werden. Ich bin Kölner.